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Heft 75: Künstliche Intelligenz

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43. Jahrgang 2024, 124 Seiten, broschiert

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Artikelnummer: 75 Kategorie:

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Seit gut einem Jahr ist „künstliche Intelligenz“ in aller Munde. Was Jahrzehnte lang vor allem ein Projekt von Ingenieuren und Programmierern war, das vorwiegend im akademischen Bereich Kontroversen um den Intelligenzbegriff ausgelöst hatte, ist seit dem von OpenAI entwickelten und frei zugänglichen Sprachmodell ChatGPT zu einem zentralen Thema der öffentlichen Debatten geworden. Während ein Teil der Öffentlichkeit den Diskurs um die Chancen und den Nutzen der Anwendung und Implementierung der KI in den verschiedenen Arbeits- und Lebensbereichen führt, heben andere die Gefahren des Missbrauchs dieser neuen Technologie sowie der Substitution geistiger Arbeit von Menschen durch Maschinen hervor. Allerorten sind derzeit Juristen tätig, um für den Gebrauch künstlicher Intelligenz einen irgendwie geeigneten rechtlichen Rahmen aufzuspannen. Dieser neue Typ von Rechner beruht in technischer Hinsicht auf der Entwicklung von „lernenden Maschinen“ während der letzten zehn Jahren. Sie sind heute in der Lage, einerseits den schier unendlichen Datenfundus der digitalen Welt des Internets aufzusaugen, und diese Daten andererseits in komplexen, billionenfach verschalteten „neuronalen Netzen“ nach dem Wahrscheinlichkeitskalkül zweckgerichtet und selbstständig zu suchen und zu verarbeiten. Sie kreieren auf diese Weise, wie wir das fast täglich erleben, ‚realistische’ Bilder und Filmsequenzen sowie ‚sinnvolle’ Texte und Reden. Im Zentrum dieses Heftes stehen allerdings nicht die technischen Fragen, auch nicht die erkenntnistheoretischen Debatten um Intelligenz, sondern die übergreifenden gesellschaftspolitischen Dimensionen und Konsequenzen, die die Einführung dieser neuen Technologie hat und voraussichtlich haben wird. Wer sind deren Akteure und Profiteure? Wer werden die Opfer und Leidtragenden ihrer sozialen Implementierung sein? Wem und zu was dient der Gebrauch solch „lernender Maschinen“ und wem sollte oder könnte er dienen? Den Anfang macht der Beitrag von Klaus Mainzer über „Künstliche Intelligenz“. Er stellt den Paradigmenwechsel dar, der von einer logik-orientierten KI zu einer statistischen Lerntheorie im Machine Learning stattgefunden hat, und zeigt, wie sich ein und dieselbe Technik in den ganz unterschiedlichen politisch-ökonomischen Wertsystemen in China, den USA sowie Europa realisieren lässt. Das Interview mit Achim Killer verhandelt kritisch die ökonomischen Fragen eines vermeintlich neuen „digitalen Kapitalismus“, in dem Reichtum nicht mehr auf Geld, sondern auf Daten basiere. Für ihn stellt die KI-Technik eine in der Tat neue Produktiv- wie Distributivkraft dar, deren Einsatz in Produktion und Handel für die Kapitaleigner immense Gewinne erwarten lässt, während er für die Arbeitskräfte weltweit lausig bezahlte Arbeitsplätze bereitstellt, die zudem drohen, alsbald obsolet zu werden. In seinem Artikel „KI und instrumentelle Vernunft“ vertritt Dirk Stederoth die These, dass dem Ausweis von Softwaresystemen als „künstlicher Intelligenz“ eine schon instrumentell reduzierte Sicht-weise auf den menschlichen Geist zugrunde liegt, der ihr gegenüber erhebliche Fehlerquellen aufweisen würde. Dieser instrumentellen Vernunft entgegen müsse es jedoch die Aufgabe sein, darüber nach-zudenken, wie ein Umgang mit KI stattfindet, der die Maßgabe nicht am bloß Technischen hat, sondern der das übergreifend Menschliche im Blick behält. Zuletzt stellt Marc-Denis Weitze die Diskussion um die ethisch-rechtliche Bewertung der KI-Technik in so unterschiedlichen Bereichen wie der Bildung, Medizin und öffentlicher Verwaltung vor. Diese Diskussion mache in concreto die spezifischen Chancen, Gefahren und Herausforderungen der neuen Technologie deutlich. Nur so könne letztlich eine sowohl sachgerechte Kommunikation als auch sozial robuste Technikgestaltung künstlicher Intelligenz gelingen. Diesen Beiträgen schließen sich die Rezensionsteile einschlägiger Bücher zum Thema sowie ausgewählter Neuerscheinungen an. Den Abschluss des Heftes bildet der Bericht von Miriam Gil über die 28. Linke Literaturmesse, die vom 3.11. bis 5.11.2023 in Nürnberg stattgefunden hat. Die Redaktion

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